Lösungen

Welche Ansätze gibt es?

Es gibt eine Vielzahl von denkbaren Möglichkeiten, wie Kollisionen verhindert werden können. Die offensichtlichste ist eine Geschwindigkeitsreduzierung. Tatsächlich gibt es einige wenige Gebiete, wo ein (unverbindliches) Tempolimit empfohlen wird, z.B. in der Straße von Gibraltar oder in der Anfahrtsschneise nach Boston (USA). An anderer Stellen werden gar Schifffahrtsrouten verlegt, so geschehen vor Südspanien und in den USA. Vor der Ostküste der USA gibt es überdies mehrere Systeme, die der Warnung der Schiffe dienen. Vor Boston (Massachusetts) wird beispielsweise mit Unterwassermikrofonen die Präsenz von Walen erfasst und direkt an die Schiffsmannschaften gemeldet, die ihrerseits dann die Wachsamkeit erhöhen. Vor Georgia und Florida melden Mannschaften Walsichtungen innerhalb von bestimmten Walschutzgebieten direkt an andere Schiffe in der Gegend. Ein vergleichbares System (REPCET) wurde jetzt im Pelagos-Walschutzgebiet im Mittelmeer eingeführt.

Obwohl es sich in den meisten Fällen um freiwillige Maßnahmen handelt, ist eine Reduzierung der Kollisionen bisher nur punktuell festzustellen. In Zeiten, wo 90% des Welthandels über den Seeverkehr abgewickelt werden, wo Zeit Geld bedeutet, sind Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht eben beliebt.

Mehrere Studien haben indes ergeben, dass es höchst effektiv ist, spezielle Beobachter an Bord einzusetzen, die nach Walen innerhalb der Fahrtlinie des Schiffes Ausschau halten. Dadurch können die Schiffsführung rechtzeitig aufmerksam gemacht und Ausweichmanöver eingeleitet werden, was besonders bei schnell fahrenden Schiffen von großer Bedeutung ist. Nationale oder internationale Gesetze sind wie beschrieben aber immer noch die Ausnahme, und die Regierungen sind gut beraten, sich hier mehr zu engagieren, damit nicht erst ein großes Unglück passieren muss, bevor reagiert wird. Besonders sinnvoll bzw. notwendig erscheint auch eine Meldepflicht für Kollisionsfälle an die zuständigen Behörden und eine der genannten Datenbanken.

 

Aufklärung tut not!

IMGP5902_AIm Sinne der Aufklärungsarbeit geht es darum, Schiffspersonal darin zu schulen, wann und wo sie besonders wal- oder delfinreiche Gewässer befahren und was im Falle einer Kollision zu tun bzw. wie sie zu vermeiden ist. Hier liegt inzwischen ein internationales Informationsblatt vor, das von der belgischen Regierung (die das Thema bei der IWC federführend vorantreibt) erarbeitet wurde.

Auch die viel gepriesene „Macht des Verbrauchers“ kann eine Rolle spielen. Mancherorts mag es wirksamer sein, Reisende über Alternativen zu Schnellfähren zu informieren, anstatt „ewig“ auf politische Lösungen zu warten. In besonders eklatanten Fällen ist sicher auch offener Protest angezeigt. Zum Beispiel wurde aufgrund von öffentlichem Druck der Betrieb einer Hochgeschwindigkeitsfähre in Hawaii nach kurzer Zeit wieder eingestellt, weil die Fähre wichtige Aufzuchtsgebiete von Buckelwalen durchquerte und eine vorbeugende Umweltverträglichkeitsprüfung ausgeblieben war.

Technische Kollisions-Verhütungsmittel

Loesungen2 Walerennung_per_UnterwassermikrofonDarüber hinaus werden eine Reihe von technischen Errungenschaften als Mittel zur Vermeidung von Kollisionen  diskutiert. Zu diesen gehören aktive Systeme wie Sonar (Sound Navigation and Ranging) oder Ladar (Laser Detection and Ranging), also das Aussenden von Schall bzw. Laser-Licht zum Aufspüren der Tiere. Sonargeräte können allerdings die lärmempfindlichen Meeressäuger stören, oder andererseits dazu führen, dass sie sich an solche Signale gewöhnen. Störgeräusche unter Wasser auszusenden (im englischen Acoustic Warning Devices oder AWD genannt), verbietet sich aus denselben Gründen, da es ebenfalls zum Lärmeintrag in die Meere beiträgt. In allen Fällen ist die Wirkung auf die Tiere jedenfalls bisher nicht ausreichend verstanden und die Wirksamkeit damit weitgehend unklar.

Nachtsichtgeräte sind ebenfalls denkbar, verlieren bei Nebel ihre Funktionalität (genau wie tagsüber Ferngläser), außerdem ist ihre Reichweite begrenzt. Infrarotkameras, welche die von den warmblütigen Walen und Delfinen abgestrahlte Wärme erkennen können, haben gleichermaßen eine beschränkte Reichweite und versagen bei hohem Wellengang. Recht vielversprechende Versuche wurden mit einer in Amerika neu entwickelten hochempfindlichen Wärmekamera gemacht, die eine hohe Entdeckungsquote für den Walblas, also die von den Tieren ausgestoßene Ausatemföntäne, welche ebenfalls eine im Vergleich zur Umgebung erhöhte Temperatur hat. Dieses System wird derzeit auf dem deutschen ForschungsschiffPolarstern getestet.

Andere technische Möglichkeiten, sind z.B. Schutzgitter für Schiffschrauben. Bei großen Schiffen tauchen hier aber sofort Fragen nach der Leistungsminderung und damit der Wirtschaftlichkeit auf, da Hydrodynamik und Wirkungsgrad beeinflusst werden.

Zwei aufwendige passive akustische Systeme, die in den USA bereits implementiert wurden, sind bereits genannt worden (siehe auch Abbildung rechts. Diese haben aber den Nachteil, dass sie sehr kostenintensiv sind und kaum je woanders zum Einsatz kommen werden, wenn die Lage nicht schon sehr ernst ist.

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