64. IWC-Tagung in Panama
Berlin, Panama, Juli 2012
Die diesjährige Konferenz der Internationalen Walfang Kommission (IWC) brachte einige relevante Entscheidungen, von denen wir die wichtigsten hier zusammenfassen. Fabian Ritter nahm als Berater der belgischen Regierung sowohl am Treffen des Wissenschaftsausschusses teil – wo er u.a. die Forschungsarbeiten des M.E.E.R. e.V. vorstellte – als auch bei der Tagung der Kommission Anfang Juli. Die hauptsächlichen Entscheidungen betrafen das Walschutzgebiet im Südatlantik, die Quoten für den so genannten Subsistenz-Walfang sowie eine Vielzahl von Initiativen zum Schutz besonders bedrohter Arten und weitere umweltrelevante Themen.
64. IWC-Tagung in Panama
Im Juni 2012 erschien der neue Bericht des M.E.E.R. e.V., der das Modell eines Meeresschutzgebietes entwirft, das auf nachhaltiges Whale Watching vor der kanarischen Insel La Gomera ausgerichtet ist. Es handelt sich um einen weiteren Meilenstein der wissenschaftlichen Arbeit des Vereins.
15 Jahre intensiver Cetaceen-Forschung vor der kanarischen Insel La Gomera stecken in dem 37-seitigen Werk, welches druckfrisch auch beim Wissenschaftsausschuss der 64. IWC-Konferenz in Panama vorgestellt wurde.
- Das von südamerikanischen Ländern vorgeschlagene Walschutzgebiet im Südatlantik fand leider keine Mehrheit bei den Teilnehmerländern, insbesondere die Walfangländer um Japan stellten sich dagegen. Es kam dabei allerdings innerhalb der Kommission zur ersten Abstimmung seit vier Jahren, was allgemein als ein Zeichen dafür gewertet wurde, dass die IWC wieder einen Weg der Entscheidungen eingeschlagen hat, nachdem es lange Zeit nur schwache Kompromisse gab.
- Südkorea erklärte, dass es „wissenschaftlichen Walfang“ beginnen würde und löste damit massiven internationalen Protest aus. Glücklicherweise nahm das Land kurz nach der Konferenz, nicht zuletzt durch starken Druck von Naturschutzverbänden und Öffentlichkeit wieder Abstand von dem Vorhaben.
Keine neue Fangquote für Grönland, Gesundheitsgefahren durch Walfleisch
- Der Antrag auf eine erhöhte Fangquote Grönlands für seinen Subsistenzwalfang wurde abgelehnt. Dies war ein einmaliger Vorgang, der jedoch auf die mangelnde Bereitschaft Dänemarks (welches Grönland in der IWC vertritt) zurückzuführen war, seinen Quotenvorschlag zu verhandeln. Grund für die Ablehnung, bei der die kritische Haltung der anderen EU-Länder eine ausschlaggebende Rolle spielte, waren u.a. die landesweite Vermarktung Walfleisch in Supermärkten und sogar Restaurants und Hotels, die primär Touristen bedienen. Die Kommission sah hier die Voraussetzungen einer Quote für die Inuit-Bevölkerung nicht mehr gegeben. Somit stellte sie sich erstmals in der Geschichte gegen die Kommerzialisierung des Subsistenzwalfangs – ein deutliches und positives Zeichen!
- Unter Federführung von Deutschland wurde außerdem eine Resolution unterbreitet, welche auf die seit langem bekannte Problematik der Belastung von Wal- und Delphinfleisch durch Schwermetalle und chemische Verbindungen hinweist. Diese stellt ein Gesundheitsrisiko beim Verzehr von Walfleisch dar, was durch diese wichtige Resolution nunmehr erstmals offiziell anerkannt wurde.Schließlich ist noch zu betonen, dass die Arbeit des Wissenschaftsausschusses, der im Vorfeld der Diskussion tagt, eine große Vielzahl von Empfehlungen zum verbesserten Schutz hervorbrachte, und zwar sowohl Großwale als auch Kleinwale (Delfine) betreffend. Dabei standen besonders bedrohte Arten im Mittelpunkt und deren Bedrohung durch destruktive Fischereitechniken, Lärm im Meer, direkte Bejagung, Kollisionen mit Schiffen, Plastikabfälle und Schadstoffeinleitungen sowie damit verbundene zunehmende Krankheiten. Die IWC unterstrich in diesem Jahr deutlich, dass sie sich langsam aber stetig in Richtung einer Organisation bewegt, die sich primär nicht mehr nur der Regulierung des Walfangs, sondern auch dem dringend notwendigen Schutz der Wale widmet. Diese Entwicklung wird vom M.E.E.R. e.V. ausdrücklich begrüßt!