Wir trauern um Bernd Brederlau, Gründungsmitglied von M.E.E.R.
Ein Nachruf von Fabian Ritter
Im Oktober 2023 ging Bernd Brederlau – sehr überraschend und viel zu früh – aus dem Leben. Bernd war einer von dreien im „Kernteam“ des frühen M.E.E.R. e.V. und maßgeblich an der Gründung des Vereins beteiligt. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass es M.E.E.R. ohne Bernd nicht gegeben hätte.
Bernd widmete sein Leben den Delfinen so sehr wie nur wenige Menschen. Nachdem er schon immer von diesen Wesen begeistert war und eine richtungsweisende Begegnung mit dem Solitärdelfin „Jean–Louis“ in der Bretagne erlebte, ergriff er Anfang der 1990er Jahre die Gelegenheit, eines der Boote (die Viena) auf La Gomera zu übernehmen, die damals zu den ersten „Delfintouren“ vor der Insel starteten. Diesen Plan verfolgte er energisch, indem er kurzerhand seine bisherige Karriere als Landschaftgärtnermeister an den Nagel hängte und mit „Sack und Pack“ (d.h. auch mit Frau und Kleinkind) auf die Insel zog – ohne vorher jemals dort gewesen zu sein.
Bernds empfindsamer Umgang mit den Delfinen und Walen sollte prägend werden für die Gestaltung des Walbeobachtungstourismus als „sanftes Whale Watching“ vor der Kanareninsel. Er war stets darum bemüht, die Meeressäuger so wenig wie möglich zu stören. Kaum jemand verfügte über so viel Feingefühl beim Steuern von Booten in der Nähe von Delfinen und Walen wie er.
Bernd war ein tiefgründiger Mensch, der sich stets um die Gesundheit der Meere sorgte. Dass er aktiv dagegen angehen wollte, hat er unter anderem mit seinem großen Engagement für M.E.E.R. bewiesen, aber auch später mit der Gründung seines eigenen Verein Atlantic Care. Seine Prämisse war immer: „Wir bekommen so viel geschenkt von den Delfinen und Walen, da möchte ich ihnen auch etwas zurückzugeben“.
Als ich ihm 1995 vorschlug, die Daten für meine Diplomarbeit an Bord der Viena zu machen, zögerte er nicht lange und sagte zu. Wir verfolgten damals das neuartige und innovative Konzept, wissenschaftliche Daten an Bord von Whale Watching–Booten zu erheben. Dass daraus ein Langzeitforschungsprojekt mit internationalem Ruf werden und die ersten Daten, die wir gemeinsame im September 1995 sammelten, die Basis für eine der weltweit größten Sichtungsdatenbanken werden sollte, wusste damals keiner von uns…
Bernd war großartig darin, zu erspüren, wo man die Meeressäuger antreffen konnte und wie man sich in ihrem Umfeld bewegen sollte, um ihnen den größtmöglichen Freiraum zu lassen. Er – und mit ihm die vielen Gäste, die er auf seinen Booten hatte – wurden durch unvergleichliche und nicht selten magische Begegnungen „belohnt“… Insofern war Bernd ein enorm wichtiger Botschafter für die Wale und Delfine. Ich erinnere mich unter anderem an unsere erste Begegnung mit Pottwalen, unsere Verzauberung beim Anblick des Verhaltens von Fleckendelfinen und die „Entdeckung“ von Rauzahndelfinen vor der Insel. Mit seinen Beobachtungen und Erhebungen trug Bernd auch zu mehreren wissenschaftlichen Arbeiten bei.
Die Viena war zu jederzeit das am besten gepflegte Boot im Hafen. Bernds große Liebe zum Meer äußerte sich auch darin, dass er seine Boote immer so gut in Schuss hielt wie kein Zweiter. In seinen späteren Jahren, als er M.E.E.R. längst verlassen und später auch die Tätigkeit als Skipper bei den Delfinfahrten niedergelegt hatte, zog es ihn noch weiter raus auf die hohe See. Zusammen mit seiner Frau Juliette bot er nun mit dem Segelschiff Milagro auch lange Segel–Touren auf den Azoren, Madeira und den Kanaren an. Dass die Milagro immer glänzte und vorzüglich in Form war, versteht sich von selbst.
Trotzdem blieb er La Gomera stets treu, hier blieb er bis zu seinem Lebensende.
Bernd war immer offen gegenüber der Magie des Meeres, wir erlebten unzählige zauberhafte Momente im Beisein von Walen und Delfinen, und ihm ging dabei nie der spielerische Sinn verloren. Vielleicht war dies das Geheimnis seines Erfolgs, die Meeressäuger so vielen Menschen buchstäblich nahe gebracht zu haben. Ich glaube behaupten zu können, dass das Meer Bernds größter Lehrer war. Andersherum war Bernd einer der gelehrsamsten Schüler des Meeres und seiner Bewohner.
Als wir bei unseren ersten gemeinsamen Touren unversehens und völlig überraschend von einem TV–Team mit der damals noch unbekannten Sandra Maischberger interviewt wurden (siehe Foto), machte Bernd den später legendären Kommentar bei der Frage, wie das freundliche Verhalten der Delfine den zu erklären sei: „Das ist… die sind… – das sind halt Delfine!“. Besser konnte man es nicht auf den Punkt bringen.
Wir senden unsere liebevollen Grüße und unser Mitgefühl an Bernds Töchter, seine Familie und seine Frau Juliette.
Bernd, Du fehlst uns!
In tiefer Dankbarkeit, und im Namen des gesamten Teams von M.E.E.R. e.V.