Bald Fischzuchten auf La Gomera?

Berlin/La Gomera, August 2005

Der Boom beim Bau von neuen Fischzuchtanlagen auf den Kanarischen Inseln hält unvermittelt an. Nun erreichten uns die ersten Berichte über geplante Fischzuchtkäfige vor La Gomera. So sollen vor der Küste des Valle Gran Rey und Santiago im Süden der Insel bald die ersten Anlagen eingerichtet werden.

Bald Fischzuchten auch vor La Gomera?

Fischzucht vor Teneriffa

Der Boom beim Bau von neuen Fischzuchtanlagen auf den Kanarischen Inseln hält unvermittelt an. Nun erreichten uns die ersten Berichte über geplante Fischzuchtkäfige vor La Gomera. So sollen vor der Küste des Valle Gran Rey und Santiago im Süden der Insel bald die ersten Anlagen eingerichtet werden.

Fischzucht gilt weithin als eine mögliche Lösung für das Problem der Überfischung der Meere. Aus ökologischer Perspektive sind die Anlagen aber höchst bedenklich. Auf den Kanaren werden v.a. Wolfsbarsch und Goldbrasse gezüchtet, zwei wirtschaftlich wertvolle Arten, die auf den Kanarischen Inseln jedoch nicht heimisch sind. Durch Unwetter oder absichtliche Zerstörung der Käfige sind in der Vergangenheit immer wieder große Anzahlen dieser Fische in die natürliche Umwelt gelangt – mit noch nicht bekannten Folgen.

Goldbrassen

Die Verdrängung einheimischer Arten und die Verschiebung des natürlichen Gleichgewichts sind mögliche Gefahren. In der Kritik stehen Fischfarmen aber auch wegen des massiven Einsatzes von Futtermitteln und von Antibiotika, die zur Überdüngung und Verschmutzung des umgebenden Wassers führen und (im Falle der Futtermittel) wilde Fischarten zu den Käfigen hinziehen.

Ein weiterer Effekt, der vor Teneriffa beobachtet wurde, betrifft die küstennah lebenden Delfine. Die lernen nämlich schnell, dass es in der Umgebung von Fischzuchtanlagen zur Ansammlung von Fischen kommt, welche ihnen als leichte Beute dienen. So kann Fischzucht schnell zu einer Bedrohung der Integrität natürlicher Populationen werden. Fischer begannen sogar mit der Handfütterung der Delfine und Whale Watcher hielten sich verstärkt um die Käfige auf, weil diese “Delfinsichtungsgarantien” versprachen.

Fischzucht Unterwasseransicht

Wieder zeigt sich, dass der Mensch mit kurzsichtigem und rein wirtschaftlich orientiertem Denken eine Kausalkette in Gang setzt, deren Komplexität zu Konsequenzen weit über die absehbaren Folgen hinausgeht. Mit den bisherigen Erfahrungen sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass es vor der Einrichtung neuer Anlagen auf den Kanaren eine unabhängige Umweltverträglichkeitsprüfung gibt – zumal die Gewässer im Süden La Gomeras als besonders schützenswürdig gelten und auf der EU-Liste besonders wertvoller Habitate stehen. M.E.E.R. e.V. hat die kanarische Umweltbehörde sowie das Fischereiministerium dazu aufgefordert, eine solche kritische Prüfung im Sinne der Vorbeugeprinzips vorzunehmen. Wir werden die Entwicklung im Auge behalten und Kritik zum Ausdruck bringen, so lange die ökologischen Belange das Nachsehen haben.