Erfahrungsbericht von Teilnehmerin Stefanie Läpke-Bruckmeier
Im Spätsommer 2022 begann der erste verhaltensbiologische Praktikumskurs von M.E.E.R. e.V. auf La Gomera nach der intensiven Corona-Pandemie. Da zwischenzeitlich für etwa eineinhalb Jahre keine Sichtungsdatenaufnahme vor Ort betrieben werden konnte, waren wir auf die Ergebnisse oder auch die Veränderungen im Vergleich zu früheren Praktikumskursen sehr gespannt.
Zu den regulären Forschungsarbeiten wurden in diesem Kurs neue Ansätze ausprobiert. Wir, als Laien, konnten aktuelle Forschungsberichte analysieren, besprechen und zusammen auswerten. Primärer Fokus lag hierbei auf der Vielzahl der Bedrohungen unseres Ozeans und seiner Bewohner. Der Lärm von Schnellfähren, der nordpazifische Garbage Patch, Whale Watching als Chance und gleichzeitig Gefahr u.v.m.. Besonders interessant war, dass in Neuseeland während des Lockdowns eine Studie durchgeführt wurde, die zeigte, dass Wale und Delfine durch den reduzierten, privaten Bootsverkehr wieder über größere Distanzen kommunizieren konnten.
Durch die Verwendung des Bigeyes (=optisches Gerät zur hundertfachen Vergrößerung) auf einer Dachterrasse war es uns möglich, Pottwale zu beobachten. Diese zogen in einer Entfernung von 3-5 km vor der Küste an Vueltas vorbei. Gerade wieder zurück von einer Bootstour bekam Tina einen Anruf mit den Sichtungshinweisen und spurtete los, um das Bigeye zu platzieren. Wir waren alle angetan von diesen großen Meerestieren, die man anhand ihres typischen Blas eindeutig identifizieren konnte. Sogar die atemberaubende Fluke war für einige Momente sichtbar.
Tropensturm Hermine hat auch unser Programm zeitlich ganz schön durcheinander gewirbelt, aber wir konnten schließlich doch noch alle Touren durchführen. Bei einer unserer Ausfahrten mit der Ascención von OCEANO war die gesamte Crew war total berührt von der Begegnung mit einem Rauzahndelfin, der einzeln unterwegs war. Bei genauerem Betrachten und durch Videoaufnahmen konnten wir feststellen, dass dieser an der Fluke verletzt war bzw. fast 2/3 der Fluke fehlten. Auch die Finne wies Verletzungen auf. Der Delfin war nicht mehr in der Lage korrekt zu schwimmen. Wir konnten nicht eindeutig bestimmen, was die Ursache für die Verletzungen war. Mit Hilfe der GPS Daten wurde der Schutzzonenbeauftragte über die Lage des Delfins informiert um weitere Schritte einzuleiten.
In Zukunft wird bei jeder Ausfahrt von OCEANO ein wasserfestes Tablet mitgenommen, auf dem eine neu programmierte App unseres IT-Sternchens Stefan läuft, mit der man die Sichtungen der Wale und Delfine aufnimmt. Es wird die gesichtete Art die Gruppengröße und ihre Zusammensetzung sowie das allgemeine Verhalten eingegeben. Zusätzlich werden die GPS-Daten jeder Tour aufgezeichnet und es können auch zur Sichtung gehörige Fotos eingespeist werden. Somit werden die Daten in Zukunft schneller in die Datenbank aufgenommen und ausgewertet und wir sparen viel Papier. Ein herzliches Dankeschön an Stefan!
Unsere Tümpelsafari im Felswatt mit Volker Boehlke hat es leider ordentlich verregnet. Mit seinem fundierten Wissen und seiner angenehmen Art hat uns Volker jedoch sofort in den Bann gezogen. Erwachsene als auch Kinder waren in den kleinen Tümpeln eifrig auf der Suche nach deren Bewohnern. Jedoch hatten sich Seesterne, Seeigel, Blaupunktseehasen, Krake und Co. gut versteckt und wir waren total überrascht, was mit geschultem Auge und Erfahrung alles zu finden war.
Morgens um halb sieben, wenn alles ruhig scheint und noch dunkel ist, sieht man in Monaten wie August und September vermehrt leuchtendes Plankton am Bug des Schiffes. Unsere längste Tour hatte echte Highlights parat: Das Plankton, einen riesigen wunderschönen Regenbogen mit einem einzelnen Delfin, der uns mit einem tollen Sprung einen guten Tag wünschen wollte, eine Gruppe Grindwale als auch die großen Tümmler.
Traurig waren wir irgendwie alle als sich der Kurs dem Ende neigte. Haben uns doch diverse Erlebnisse, neue Studienergebnisse und viele Fachinformationen gezeigt wie fragil das Leben in unseren Ozeanen ist. Es gilt diesen Lebensraum zu schützen, denn: Jeder zweite Atemzug stammt aus dem Ozean.