Erneute Massenstrandungen von Walen und Delfinen…
Berlin, 08.03.2005
Vergangene Woche strandeten an Floridas Küste über 60 seltene Rauzahndelfine, nachdem ein Navy U-Boot dort eine militärische Übung durchgeführt hatte. Nur ein Teil der Tiere konnte zur Pflege in veterinärmedizinische Stationen gebracht werden, viele Delfine starben noch an Ort und Stelle. Bereits im Januar strandeten an der Ostküste der Vereinigten Staaten im Bundesstaat North Carolina 37 Grindwale.
Aktuelle Pressemitteilung
Gemeinsame Pressemitteilung von M.E.E.R. e.V. (Berlin) und Deutsche Umwelthilfe (Radolfzell) in Zusammenarbeit mit der European Coalition for Silent Oceans (ECSO):
Erneute Massenstrandungen von Walen und Delfinen nach Militärmanövern – NATO bereitet dennoch neue Militärübung auf den Kanarischen Inseln vor.
Berlin, 8. März 2005 – Vergangene Woche strandeten an Floridas Küste über 60 seltene Rauzahndelphine. Zeitgleich hatte ein U-Boot der US-Navy dort eine militärische Sonar-Übung durchgeführt. Ein Teil der Tiere konnte zur Pflege in veterinärmedizinische Stationen gebracht werden, viele Delphine verendeten aber noch an Ort und Stelle. Bereits im Januar 2005 strandeten an der Ostküste der USA, im Bundesstaat North Carolina, 37 Grindwale. Auch diesem Ereignis war ein Militärmanöver der US-Navy vorausgegangen, bei dem ein Sonar-System getestet wurde.
Experten zufolge werden die Strandungen unmittelbar mit den Manövern in Verbindung gebracht. Starke Sonarwellen zerstören die sensiblen Gehörorgane der Meeressäuger. Aufgrund des hohen Schalldrucks erleiden sie Verletzungen, werden orientierungslos und stranden schließlich oder sterben auf hoher See. Die US-Navy weist einen Zusammenhang zwischen ihren Tests und den Strandungen als „unwahrscheinlich“ zurück. Doch die amerikanische Regierung prüft nun eine mögliche Verbindung. Für Fabian Ritter, Biologe vom Berliner M.E.E.R. e.V., der sich für den Schutz von Walen und Delfinen einsetzt, bestehen kaum Zweifel: „Das mittelwellige Sonar hat direkte Auswirkungen auf Meeressäuger und ist besonders für die empfindlichen Schnabelwale oft tödlich. Neu ist, dass nun auch Rauzahndelphine und Grindwale betroffen waren.“
Massenstrandungen von Walen in Zusammenhang mit Militärmanövern nehmen seit Jahren an Häufigkeit zu. 1998 strandeten nach Sonar-Tests der US-Navy auf den Bahamas mehr als 15 Wale. Aufgrund der Ergebnisse von Untersuchungen unabhängiger Wissenschaftler musste die Navy die Schuld am Tod der Wale letztendlich einräumen. Ähnliche Strandungen ereigneten sich nach Sonar-Übungen der NATO im September 2002 und im August 2004 auf den Kanarischen Inseln. Auch hier wiesen die Kadaver der gestrandeten Tiere starke Blutungen im Gehirn und im empfindlichen Innenohr auf. In der Folge sprach die Kanarische Regierung ein Verbot für derartige Manöver in ihren Gewässern aus, die für ein hohe Dichte an Walen und Delphinen bekannt sind. Dieser Tage wurde aber bekannt, dass die NATO auf den Kanarischen Inseln für Ende März ein zweiwöchiges Manöver vorbereitet, bei dem möglicherweise wieder dieselben Sonargeräte zum Einsatz kommen.
„Wale und Delphine leben in einer Welt des Schalls. Der Lärm, der durch Militär, Schiffe, Bohrinseln und seismische Messungen generiert wird, hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen. Moderne Sonargeräte erreichen Lautstärken, die mit jenen einer startenden Mondrakete vergleichbar sind. Bei derart massiven akustischen Eingriffen unter Wasser ist eine direkte Schädigung der Tiere unvermeidlich. Es ist höchste Zeit, vorbeugend und nachhaltig zu handeln und nicht erst zu reagieren, wenn es zu spät ist“, so Jörg Dürr-Pucher von der Deutschen Umwelthilfe.
Es hat sich bereits eine europäische Koalition von 52 Nichtregierungsorganisationen formiert. Auf Druck der ECSO hat das EU-Parlament im Oktober 2004 eine Resolution verabschiedet, die ein Moratorium für den Einsatz von Militärsonarsystemen vorsieht. Für OceanCare ist dieser Entscheid ein wichtiger Schritt in Richtung einer künftigen Regelung des Unterwasserlärms in den Weltmeeren. Die Planung des neuen Manövers macht aber deutlich, dass es mit Resolutionen nicht getan ist. Es ist an der Zeit, dass die NATO den Empfehlungen der EU, der IUCN (The World Conservation Union) und der Internationalen Walfang Kommission (IWC) Gehör schenkt.
Weitere Informationen:
M.E.E.R. e.V., Berlin,
TEL: 030-85 07 87 55,
E-Mail: info@m-e-e-r.de
Über ECSO:
Die «Europäische Koalition für lärmfreie Ozeane» (European Coalition for Silent Oceans ECSO), die auf politischer Ebene unter anderem gegen den Einsatz militärischer Aktivsonare bekämpft, wurde im Oktober 2002 von OceanCare gegründet. Heute gehören der ECSO bereits 52 Partnerorganisationen an aus 16 Ländern: Schweiz, Italien, England, Schottland, Belgien, Deutschland, Frankreich, Finnland, Spanien, Slovenien, Griechenland, Dänemark, Österreich, Rumänien, Bulgarien und Israel. Weitere Informationen unter: www.silentoceans.org