IWC Tagung auf Madeira
Madeira, 30. Juni 2009
Auf der Atlantikinsel ist vor kurzem die diesjährige Tagung der Internationalen Walfang Kommission (IWC) zu Ende gegangen.
Mit dabei war Fabian Ritter, Vorsitzender des MEER e.V., und stellte während der Tagung eine Studie des Vereins zum Thema Kollisionen zwischen Schiffen uns Walen vor. Ansonsten war die Tagung allerdings arm an Höhepunkten: Die wichtigsten Entscheidungen wurden vertagt, Dänemark säht Zweispalt und die Anzahl der erlegten Wale bleibt erschreckend hoch.
IWC Tagung auf Madeira
Die Kunst der Diplomatie
Madeira, 30. Juni 2009. Auf der Atlantikinsel ist vor kurzem die diesjährige Tagung der Internationalen Walfang Kommission (IWC) zu Ende gegangen. Mit dabei war Fabian Ritter, Vorsitzender des MEER e.V., und stellte während der Tagung eine Studie des Vereins zum Thema Kollisionen zwischen Schiffen und Walen vor. Ansonsten war die Tagung allerdings arm an Höhepunkten.
Während draussen vor der Küste die Wale in Sichtweite der Delegierten schwammen, wurde drinnen bei der Tagung in üblicher Manier der Walfang diskutiert. Dabei ging es wie immer recht kontrovers zu, wenngleich einmütiges Einvernehmen darüber bestand, dass die Zukunft der IWC von mehr Konsens geprägt sein soll.
Im vergangenen Jahr war eine Arbeitsgruppe einberufen worden, die über eben jene Zukunft der Organisation verhandeln und Wege für eine Einigung zwischen Walfanggegnern und Befürwortern erarbeiten sollte. Diese „Small Working Group on the Future of the IWC“ hatte mehrfach getagt und im Vorfeld der Konferenz mögliche „Kompromisse“ vorgeschlagen: Zum Beispiel, dass Japan auf den wissenschaftlichen Walfang in der Antarktis verzichtet und gleichzeitig eine Quote für die Jagd auf Minkwale in den eigenen Küstengewässern zugestanden bekommt.
Entscheidungen vertagt
Dies wäre jedoch einer (teilweisen) Aufhebung des 1986 eingerichteten Moratoriums für kommerziellen Walfang gleichgekommen. Die Vorschläge wurden deshalb von den meisten Umweltschutzorganisationen scharf kritisiert. Bei den Verhandlungen zeigte sich jedoch darüber hinaus, dass Japan nur zu minimalen Eingeständnissen bereit war. Demnach kam es zu keiner Einigung und die Tagung beschloss (per Konsens!) die Fortführung der Diskussion bis zur Tagung im nächsten Jahr. Ob bis dahin ein Kompromiss gefunden wird und was passiert, wenn dieser nicht zustande kommt, steht in den Sternen.
Ein weiteres wichtiges Thema war der erneute Antrag von Dänemark (als Vertreter von Grönland) auf eine Quote von 10 Buckelwalen im Rahmen des so genannten „Aboriginal Whaling“ (Indigener oder Subsistenz- Walfang) in grönländischen Gewässern.
Dänemark als Spaltpilz der EU
Im Vorjahr war dieser Antrag bereits gescheitert und Dänemark aufgefordert worden, Informationen zu spezifischen Fragen zu liefern. Insbesondere herrscht immernoch Unklarheit, wie viel Walfleisch die Grönländer tatsächlich benötigen und ob der landesweite Verkauf von Walfleisch in Supermärkten noch als „Subsistenzwirtschaft einer indigenen Bevölkerung“ zu betrachten sei. Die Informationspolitik der Dänen – namentlich die Lieferung von (ziemlich dürftigen) Informationen in buchstäblich letzter Minute stieß auf die Kritik der meisten anderen EU-Mitgliedsstaaten.
Allerdings gelang es den Dänen, Zwietracht innerhalb der IWC zu sähen, und offenbar war das auch das insgeheime Ziel. Bei einer Abstimmung wäre der Antrag der Dänen – wegen der letzlich ablehnenden Haltung der EU – zwar wieder gescheitert, jedoch die Uneinigkeit selbt innerhalb der Anti-Walfangländer wäre unweigerlich zu Tage getreten.
Dass es aber dann gar nicht zur Abstimmung kam, dafür sorgte der scheidende Vorsitzende der Kommission, Bill Hogarth (USA). Er forderte die Delegierten auf, die offenen Fragen während eines zusätzlichen Treffen noch in diesem Jahr zu klären. Dieser „Verfahrenstrick“ war denn auch der Höhepunkt der Bemühungen zur „Diplomatie statt Streit-Strategie“, der sich die IWC hingegeben hat. Ob die Spannungen indes friedlich gelöst werden können, wird die Tagung im kommenden Jahr zeigen. Sie wird in Agadir (Marokko) stattfinden.
Lachende Dritte, weinende Wale
Indes dürfen sich die Walfänger freuen, dass so trefflich von ihren Aktivitäten „abgelenkt“ wurde. Denn die Anzahl der im letzten Jahr durch Walfang getöteten Tiere ist die dritthöchste seit Bestehen des Moratoriums! Insgesamt wurden 1923 Wale erlegt, 991 von Japan (zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken), 536 von Norwegen und 36 von Island (beide in Rahmen des kommerziellen Walfangs, den diese Länder betriben, da sie gegen das Moratorium Einspruch erhoben haben). Etwa 350 Wale wurden von Ländern wie Alaska, Grönland und Russland im Rahmen des „Aboriginal Whaling“ getötet.
Wenn man die Regulierung des Walfangs als die eigentliche Aufgabe der Kommission also als Maßstab heranzieht, und v.a. die Bemühungen um den verbesserten schutz der Meeresriesen, so kann man die Ergebnisse der diesjährigen Tagung nur mehr als sehr dürftig betrachten.