Jahr des Delfins 2007/2008
Die Vereinten Nationen haben 2007 zum „Jahr des Delfins“ ausgerufen. In Anerkennung der Tatsache, dass Delfine zum gemeinsamen Naturerbe unserer Erde gehören, aber durch die weitreichenden Veränderungen im Meer zunehmend bedroht sind, soll das öffentliche Bewusstsein zum Schutz der charismatischen Meeressäuger weltweit geschärft werden.
In enger Zusammenarbeit wollen das Umweltprogramm der UNO (UNEP), die Konvention zum Schutz wandernder Arten (CMS), NGOs und Unternehmen am gemeinsamen Ziel arbeiten, Delfine besser zu schützen. Denn ihr Lebensraum wird immer stärker durch die Aktivitäten des Menschen bedroht. Schirmherr der Kampagne ist Prinz Albert II. von Monaco.
Dies ist unser aktueller Radiospot zum Jahr des Delfins. Klicken Sie auf „Play (>)“, um den Spot bzw. den „Reminder“ abzuspielen.
Delfine haben heute unter einer ganzen Bandbreite von Umweltgefahren – die meisten davon menschengemacht – zu leiden:
Überfischung:
Etwa 75% der weltweit genutzten Fischbestände sind am Rande der Nutzungskapazitäten oder bereits überfischt. Die menschliche Gier nach Ernährung aus dem Meer kennt keine Grenzen. Trotz der mahnenden Stimmen von Wissenschaftlern und Umweltschützern versagt die Politik regelmäßig, indem sie zu hohe Fangquoten erlaubt und einen deutlichen Abbau der Kapazitäten verhindert. So wird den Meeressäugern ebenfalls die Nahrungsgrundlage entzogen. Auch die viel gepriesene Fischzucht (Aquakultur) schafft mehr Probleme, als sie lösen kann.
Beifang:
Jedes Jahr kommen weltweit schätzungsweise bis zu 300.000 Delfine und Wale als so genannter „Beifang“ ums Leben. Sie verfangen sich „aus Versehen“ in Fischernetzen und ertrinken erbärmlich. Meist handelt es sich um Treib- oder Schleppnetze, aber auch nicht mehr genutzte „Geisternetze“ stellen eine tödliche Gefahr dar, für Meeressäuger genauso wie für zahllose Schildkröten, Haie und Seevögel… Die toten oder verletzten Tiere werden oft einfach wieder ins Meer zurückgeworfen.
(Zer-)Störung von Lebensräumen:
Vor allem die küstennah lebende Populationen leiden unter dem Einfluss des Menschen. Für Verkehr und Tourismus werden Küsten verbaut, die Gewässer verschmutzt, Flüsse werden aufgestaut. Den Delfinen bleibt nur der Rückzug – oder das Aussterben. Erst vor kurzem musste festgestellt werden, dass der Chinesische Flussdelfin, der im Jangtse lebte, vermutlich ausgestorben ist.
Whale Watching Tourismus, oft gelobt als Alternative zur Waljagd, droht vielerorts ebenfalls zum Problem zu werden. Zu viele Boote stören die Tiere in ihren Verhaltensweisen, unsensibles Verhalten sorgt für Stress, Schiffschrauben können ernsthafte Verletzungen hervorrufen.
Verschmutzung der Meere:
Die Fracht an Schadstoffen, die jedes Jahr entweder direkt oder über die Flüsse ins Meer gelangen, ist immens. In den Meeressäugern, die an der Spitze der Nahrungskette stehen, sammeln sich Umweltgifte an und machen sie krank. Manch ein angeschwemmter Kadaver eines Delfins muss heute als Sondermüll entsorgt werden! Delfine bekommen enorme Giftmengen ab, die zur Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, Immunschwäche oder Verringerung der Fortpflanzungsrate führen. Die Folgen sind der Rückgang – und langfristig das Aussterben – von Populationen.
Lärm und Schiffe:
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Lärm in den Ozeanen alle zehn Jahre verdoppelt. Ursachen sind die boomende Schifffahrt, aber auch Bohrinseln, seismische Untersuchungen zur Erkundung von Öl- und Gasvorkommen oder militärische Übungen mit modernen, extrem lauten Sonargeräten. Da sich Delfine sich primär akustisch in ihrer Umwelt orientieren, werden sie in ihrer Kommunikation gestört. Sie leiden unter akustischem Stress oder können durch extrem lauten Schall Hörschäden davontragen.
Die Tendenz, immer größere und schnellere Schiffe zu bauen, sorgt für neue Gefahren. Durch Kollisionen sterben immer mehr Wale und Delfine, welche z.B. den Schnellfähren, etc. nicht rechtzeitig ausweichen können.
Direkte Bejagung:
Immer noch werden Delfine direkt gejagt. In Südamerika werden sie zu Ködern für die Fischerei verarbeitet, direkt verspeist oder, wie in Japan, als „Walfleisch“ vermarktet. Außerdem werden Delfine, ähnlich wie inzwischen die Robben, zum Buhmann für die Überfischung gemacht . Als „Nahrungskonkurrenten“, die sich an den vom Menschen genutzten Fischbeständen „vergehen“, wird ihnen kurzerhand der Garaus gemacht. In einigen Ländern werden Delfine gejagt, um sie für Delfinarien zu verkaufen – ein lukratives, aber grausames Geschäft.
Klimawandel:
Durch den Klimawandel kommt es zu weitreichenden Auswirkungen, die erst ansatzweise erkannt bzw. verstanden werden. Die erhöhte Temperatur des Meerwassers wirkt sich auf die Verbreitung der Arten aus, das ökologische Gleichgewicht wird angegriffen. Die hohen CO2-Werte in der Atmosphäre lassen das Meerwasser immer saurer werden. Delfine reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen ihres Lebensraumes. Und niemand weiß heute mit Sicherheit, ob die beobachtbaren Entwicklungen überhaupt noch aufzuhalten bzw. gemildert werden können. Schnelles Handeln ist dringend notwendig!