15 Jan

Orcas auf Teneriffa

Berlin/Teneriffa, Januar 2006

orcacaptivity-wdcs_04Nun wird es ernst: der Loro Parque auf Teneriffa soll bereits im Februar vier Schwertwale von Sea World (USA) erhalten, die dann auf der Kanarischen Insel Touristen unterhalten sollen. Je zwei Jungtiere werden dabei aus den Sea World Einrichtungen in Orlando und San Antonio mit Hilfe von gecharterten Flugzeugen auf die Kanaren verfrachtet.

 

 

„Orcanarium“ auf Teneriffa

Loro Parque soll in Kürze vier Schwertwale von Sea World erhalten

Die Delfintrainer des Loro Parque hielten sich ca. ein Jahr in Amerika auf, um bei Sea World die richtige Pflege und den Umgang mit den Walen zu erlernen. Zur gleichen Zeit stellt Sea World dem Loro Parque technische Expertise zur Verfügung. Ein Sprecher von Sea World sagte, es handle sich nicht um einen Verkauf der Tiere. Jedoch gäbe es „ein finanzielles Übereinkommen“ zwischen den beiden zoologischen Parks. Wie dieses Übereinkommen im Detail aussieht, dazu wollte er sich nicht äußern.

Weisswal im Zoo

Weisswal im Zoo

Umweltschützer der Human Society of the United States (HSUS) bezeichneten den Transport der Wale indes als „verantwortungslos“, da die Regulationen zur Haltung von Orcas in anderen Ländern als den USA oftmals weniger stringent seien. M.E.E.R. e.V. und die Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS, England) hegen seit langem Zweifel an der Legalität des Handels. Die Europäische Union lässt Importe von Schwertwalen nämlich nicht zu, solange es sich um „vorwiegend kommerzielle Zwecke“ handelt. Daher sind die Betreiber des Loro Parque auch bemüht, ihren „wissenschaftlichen Auftrag“ zu bekräftigen. Verhaltensstudien sollen neue Erkenntnisse über die Schwertwale erbringen, so heißt es. „Allein der Transport der Tiere stellt einen enormen Stress für die Tiere dar“ sagt Fabian Ritter vom M.E.E.R. e.V.. „Dass auf Teneriffa Tiere zusammengebracht werden, die sich vorher noch nie begegnet sind, macht die Sache zusätzlich brisant. Orcas leben in freier Wildbahn in äußerst stabilen Familiengruppen, deren Mitglieder sich gegenseitig gut kennen. Man darf sehr gespannt sein was passiert, wenn es zu Aggressionen zwischen den Tieren kommt“, so Ritter weiter.

Erst im letzten Jahr hatte ein Orca-Trainer in den USA den Unmut eines seiner Schützlinge zu spüren bekommen. Das Tier hielt ihn minutenlang im Becken fest, ließ sich mehrfach auf ihn fallen und hinderte auch zu Hilfe eilende Kollegen daran, vor weiteren Attacken zu schützen. Der Trainer kam nur knapp mit dem Leben davon. Und das ist kein Einzelfall.

 

Unterschriftenaktion

Eine gemeinsame Unterschriftenaktion von M.E.E.R., WDCS und der schweizer Organisation Oceancare gegen den Import der Orcas nach Teneriffa ist auf den entsprechenden Webseiten abrufbar.

HIER geht es zur Unterschriftenaktion…