Walbeobachtung, mal anders
Berlin, 19. Januar 2006
Einen Wal in ihrer Stadt zu sehen, dazu haben die Berliner eher selten Gelegenheit. Aber am Abend des 18. Januar fuhr ein Sattelschlepper langsam vor die Japanische Botschaft. Seine Ladung: ein 17 Meter langer Finnwal, der eine Woche zuvor in der Nähe von Wismar gestrandet war. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte den Wal nach der Bergung kurzerhand „entführt“. Anstatt ihn ins Meeresmuseum nach Stralsund zu bringen, transportierten sie den Wal in die Hauptstadt. Die rasenden Reporter von M.E.E.R. waren vor Ort
Mit der Protestaktion soll auf die anhaltende Jagd der Japaner im Walschutzgebiet in der Antarktis aufmerksam gemacht werden. Seit diesem Jahr werden nämlich auch wieder Finnwale von den Japanern gejagt, eine Art, die seit vielen Jahrzehnten unter strengem Schutz steht. Die Japaner nutzen ein Schlupfloch in den internationalen Regulationen und begründen ihre Jagd mit wissenschaftlichen Argumenten
Der gestrandete Finnwal, der sich – aus der Nordsee kommend – in die Ostsee verirrt hatte, machte einen sehr abgemagerten Eindruck. Ob der Nahrungsmangel die Ursache der Verirrung des Wals war, oder ob er gar auf Nahrungssuche in die Ostsee schwamm und dann strandete, bleibt unklar. Nach der Aktion wird das Tier nach Stralsund gebracht, wo er von den Mitarbeitern des Meeresmuseums untersucht und auseinander genommen werden soll.
Die Berliner zeigten sich derweil sehr interessiert. Zu Hunderten kamen Sie zur japanischen Botschaft, um das Tier zu bestaunen. Für viele war es das erste Mal, einen so großen Wal „in echt“ zu sehen. Die Verwesungsgerüche trübten das Erlebnis allerdings ein wenig. Die Polizei bemühte sich, die Verkehrsbehinderungen im Zaum zu halten, nahm die Sache aber locker. „Die Aktion fällt unter die Versammlungsfreiheit. Auch die Würde der Japanischen Botschaft ist nicht beeinträchtigt“, sagte ein Polizeisprecher.
Bilder von der Aktion