Walfänger erlangen Mehrheit bei der IWC
Basseterre/Berlin, 20.06.2006
Die IWC-Tagung vom 16.-20. Juni 2006 in St. Kitts & Nevis wird in die Geschichte eingehen. Nach mehr als 20 Jahren haben zum ersten Mal wieder die Walfangbefürworter die Mehrheit erlangt. Ein moralischer Sieg vor allem für Japan, dass seit Jahren weltweit auf Stimmenfang gegangen ist. Nun ist eine Abkehr vom Walschutz und langfristig eine Wiederzulassung des kommerziellen Walfangs zu befürchten.
Wale und Walschutz unter Druck
Walfänger gewinnen Mehrheit bei der IWC
Am dritten Tag der Tagung legten die Walfangnationen eine Resolution vor, die das Walfangmoratorium für unnötig erklärt. Darüber hinaus wird festgestellt, dass Wale „große Mengen an Fisch verzehren“ und dies ein mögliches Problem für die Ernährungssituation in Küstennationen sei. Die Resolution kommt zu dem Schluß, dass die IWC in ihrer Arbeit versagt hat und nur durch die Zulassung der nachhaltigen Jagd auf Wale „gerettet“ werden können. Die Resolution wurde mit 33 zu 32 Stimmen angenommen.
Was geschieht in Zukunft
Die neuen Mehrheitsverhältnisse innerhalb der IWC werden nicht zu einer unmittelbaren Zulassung des (kommerziellen) Walfangs führen. Das scheint auch absehbarer Zukunft nicht möglich, denn von der dazu nötigen Dreiviertelmehrheit ist man weit entfernt. Tatsächlich ist die gewonnenen Abstimmung in erster Linie als ein symbolischer Sieg zu betrachten, den Japan, Norwegen und Island als die Vorreiter unter den Walfängern errungen haben. Zu großen strukturellen Veränderungen in der IWC ist es in diesem Jahr (noch?) nicht gekommen, nicht zuletzt deswegen, da die Mehrheit der Walfänger zu Beginn der Tagung noch nicht stand (einige Delegierte aus Walfangnationen kamen nicht rechtzeitig an). Zum Beispiel war befürchtet worden, dass das erst 2003 gegründete „Conservation Committee“ wieder aufgelöst würde. Japan hatte am ersten Tag auch versucht, den Tagesordnungspunkt „Kleinwale“ (zu denen alle Delfine sowie die Schnabelwale gerechnet werden) zu streichen, war aber damit gescheitert.
Dänemark als Zünglein an der Waage
Für die Zukunft muß damit gerechnet werden, dass die Walfangbefürworter inhaltliche Schwerpunkte wie „Kleinwale“ oder „Whale Watching“ untergraben oder gar ausschalten werden. Die Richtung ist klar: es soll zu einer Verschiebung in Richtung auf den kommerziellen Walfang führen, und weg von den Walschutzthemen. Genau das ist das ausgesprochene Ziel der Japaner und ihrer Mitstreiter, die auf dieser Tagung immer wieder von einer „Normalisierung“ der IWC gesprochen haben. Auch das Antarktische Walschutzgebiet könnte dieser „Normalisierung“ zum Opfer fallen. Und schließlich dürfte es auch leichter fallen, die Fangquoten für den so genannten „wissenschaftlichen“ Walfang weiter zu erhöhen.
Keine guten Aussichten also für die Wale. Aus europäischer Sicht ist besonders erschreckend, dass auch ein EU-Mitgliedland für die o.g. Resolution gestimmt hat: Dänemark, das aufgrund seiner Hoheit über Grönland (wo sehr viele Wale und Kleinwale gejagt werden) bereits in der Vergangenheit immer wieder Vorschläge der Walfangnationen unterstützt hat. Dass sie dieses Mal zum Zünglein an der Waage wurden, bringt den Dänen aktuell harsche Kritik ein. Zahlreiche Nationen sowie Umweltschutzorganisationen protestieren offen gegen die Haltung Dänemarks bei der IWC. Darüber hinaus wird bereits offen darüber gesprochen, ob Tourismusboykotte z.B. gegenüber der zahlreichen Karibikstaaten, die für die Resolution gestimmt haben, zu empfindlichen Einbußen führen könnten.
Inzwischen haben Umfragen ergeben, dass die Bevölkerungen der meisten Länder, die für den Walfang stimmen, gegen den Walfang sind, inklusive Japan. Das macht deutlich, in welch eklatanter Weise die politischen Kreise über die Köpfe ihrer Landsleute hinweg entscheiden.