29 Mrz

Radioaktivität im Meer – Ungefährlich?

(c) World Ocean Review

Die Ereignisse in Japan erschüttern uns. Wir sind schockiert und sprachlos im Angesicht der Gewalt des Meeres und dem Leid der Menschen. Unser tiefes Mitgefühl gilt den Menschen in Japan, die all dies zu ertragen haben und die es mit so großer Fassung zu erdulden scheinen.

Wir sind aber auch schockiert und sprachlos über die Informationspolitik der japanischen Regierung und vor allem von Tepco, der Betreiberfirma des Kernkraftwerkes Fukushima. Die Nachrichten über den Zustand der Reaktoren und die Strahlenbelastung sickern deutlich langsamer durch als das schwerstkontaminierte Wasser aus den Kernreaktoren. Das ist haarsträubend und zeugt von einer unglaublichen Ignoranz gegenüber der (eigenen und der Welt-) Bevölkerung.

Nun wurden horrende Werte für die Radioaktivität im Meer gemessen (30.03.2011). Über 3.000 Mal so hoch wie „normal“ soll die Belastung im Pazifik um das Kernkraftwerk sein. Gleichzeitig wird aber von „Experten“ betont, dass keine Gefahr für die Umwelt besteht, weil sich „durch die Strömungen die radioaktiven Partikel schnell verdünnen“. Das können wir nicht unkommentiert lassen.

Es stimmt, dass die Bewegung des Wassers im Meer (relativ) schnell zu einer Verdünnung führen kann. Mit Sicherheit aber wird der Küstenabschnitt um das Kraftwerk weiträumig schwer belastet sein – und es lange bleiben.

Und: Die Partikel, die davongetragen werden, verdünnen sich zwar natürlicherweise im Meerwasser, aber ihre Radioaktivität geht deshalb nicht verloren. Sie strahlen noch viele Jahre, Jahrhunderte oder gar zig  Jahrtausende (wie im Falle von Plutonium). Entscheidend ist aber, dass es einen Prozess gibt, der die Verdünnung im Meer umkehrt: Die Anreicherung über die Nahrungskette. Organismen nehmen Stoffe über die Nahrung auf und reichern sie von einer Ebene zur nächsthöheren an. Vereinfacht ausgedrückt verläuft eine Nahrungskette z.B. so: Pflanzliches Plankton – tierisches Plankton – kleine Fische – kleine Raubfische – große Raubfische – Seevögel & Meeressäuger. Dabei vervielfacht ist die sich die Konzentration eines Stoffes (oder eines radioaktiven Nuklids) von einer Ebene zur nächsten, womit am Ende der Nahrungskette Stoffe millionenfach höhere Konzentrationen erreicht werden (siehe Grafik, die dies für PCB schematisch darstellt). Bei Umweltgiften ist dies schlimm genug, bei Radionukliden jedoch verheerend. Wir müssen damit rechnen werden, dass sich die Radioaktivität im Pazifik, und über längere Zeiträume auch in den anderen Ozeanen und Meeren vor allem in den Toppredatoren (Haie, Marline, Seevögel, Meeressäugetiere, etc.) wiederfindet.

 

Wir stehen am Ende der Schlange…

36a3426bc9Ganz am Ende der Nahrungsketten (die eigentliche „Nahrungsnetze“ sind, da die Verflechtungen ungleich komplizierter sind) steht der Mensch. Damit haben wir das Problem, dass über kurz oder lang die Radioaktivität unsere Speisefische ungenießbar macht. Wir sollten uns nichts vormachen (lassen): Die Radioaktivität im Meer bleibt erhalten, und wird über Umwege zu uns zurückkehren. Das betrifft auch uns Mitteleuropäer, denn ein beträchtlicher Teil des Fischs, der auf unseren Tellern landet, stammt aus dem Nordpazifik.

Hoffen wir (und beten wir) daher, dass es trotz der prekären Lage in Fukushima nicht alles noch viel schlimmer kommt als bisher.

Aber: Wir entscheiden stets auch persönlich, ob wir die „Botschaft“ einer solchen Katastrophe erkennen – und ob wir danach handeln. Die Botschaft aus Japan kann nur heißen: Wir müssen als Menschheit so schnell wie möglich auf regenerative Energien umstellen und auf die Atomkraft ebenso schnell wie möglich verzichten. Jeder von uns kann diesen Schritt in nur mehr ein paar Minuten tun. Der persönliche Ausstieg aus der Kernkraft ist nur wenige Mausklicks entfernt – indem man seinen Energieversorger wechselt.

Machen wir also selbst den Anfang!